Mittwoch, 30. August 2017

Nachtblau [REZENSION]

Autorin: Simone van der Vlugt
Titel: Nachtblau
Originaltitel: Nachtblauw
Reihe: /
Verlag: HarperCollins
Seitenzahl: 352
Preis:14.00€

Inhalt: 


Die junge Haushälterin Catrijn ist begeistert, als sie mit ihrer Dienstherrin den großen Rembrandt besuchen darf. Sie selbst kann gut malen, übt ihr Talent aber nur heimlich aus. Als die Schatten der Vergangenheit sie einholen und sie fliehen muss, findet sie Unterschlupf bei dem Besitzer einer Porzellanfabrik in Delft. Zusammen mit Evert beginnt sie, die faszinierende Keramik zu verzieren, die sich weltweit einen Namen machen wird: Das Delfter Porzellan. Doch das Glück mit der nachtblauen Farbe ist nur von kurzer Dauer. Catrijn weiß, dass sie für eine vergangene Sünde zahlen muss


Meine Meinung: 

In den letzten Monaten habe ich für meine Verhältnisse wenige historische Romane gelesen und wenn dann waren es Rereads. Das liegt zum einen daran, dass ich in den letzten Jahren so viele historische Romane gelesen habe, die im Grunde alle den gleichen Plot hatten, und sich lediglich in ihrer räumlichen oder zeitlichen Umgebung leicht unterschieden haben, zum anderen liegt es aber auch daran, dass ich durch mein Studium um einiges kritischer geworden bin. Auch wen ich noch lange keine Expertin bin und auch nicht über alle Epochen und Historischen Ereignisse genauestens bescheid weiß, merke ich dennoch, das viele Autoren sich nur oberflächlich mit den historischen Kontexten auseinander gesetzt haben, in welchen ihre Bücher spielen.  

Da ist es ganz gut, dass mir mit Nachtblau in die Hände gefallen ist, dass nicht nur durch dieses ausgefallene und schöne Cover hervorsticht, sondern auch durch einen räumlichen Kontext, der mir noch nicht oft in Romanen begegnet ist. Zwar kenne ich das 17. Jahrhundert sowohl aus englischer, deutscher und sogar russischen Perspektive, aber wie es zu dieser zeit in den Niederlanden aussah, weiß ich lediglich aus der Fachliteratur. 

Die hier beschriebene Zeit ist eine zeit der Künstler und von denen hat es besonders in den Niederlanden jede Menge gegeben. Die wohl größten Künstler ihrer zeit lebten und unterrichteten dort, der wohl bekannteste davon war Rembrandt, welcher auch in Nachtblau eine Rolle spielt. 
Auch Catrijn, die junge Protagonistin aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, ist eine Künstlerin und sieht die Welt um sich herum deshalb mit etwas anderen Augen, kennt aber auch die bittere Realität zu genüge. Sie ist in einem kleinen Dorf aufgewachsen, ist mit harter Arbeit vertraut und hat zudem noch eine unschöne Ehe hinter sich. Als ihr Ehemann stirbt, sieht sie dies als Chance aus ihrem kläglichen Leben auszubrechen, sie wollte schon immer in die Stadt und auch wenn sie dort als Haushälterin anfangen möchte, ist es doch ihr eigentlicher Traum ihre Leidenschaft fürs Malen zum Beruf zu machen. Aber sie ist keine Träumerin, sondernd realistisch und denkt praktisch. Dabei hat sie zumindest Teilweise Glück, manchmal erscheinen die Zufälle die sie begleiten schon zu konstruiert so viel Glück hat sie manchmal. 
Die weiteren Charaktere die Catrijn bei ihrem neuen leben begleiten. oder die sie aus ihrer Vergangenheit begleiten sind eine bunte Mischung aus einfachen Arbeitern, Künstlern, Seefahrern, reichen Kaufleuten und sogar echten historischen Persönlichkeiten. So entsteht ein breites Spektrum und man erhält Einblick in viele verschiedene Lebensbereiche. Die einzelnen Personen haben dabei alle ihre eigene Geschichte, was ihnen eine gewisse Tiefe verleiht, sie sind nicht einfach lieblos hinzugefügt, sondern ein wichtiger Teil des Ganzen. 

Die Handlung kommt an keiner Stelle ins stocken, da Catrijn die ganze Zeit in Bewegung zu sein scheint, immer wenn es mal ein bisschen ruhiger wird, kommt schon wieder ein neuer Schicksalsschlag oder es geschieht etwas, das ihr einen Stein in den Weg legt. Dabei kommt öfters die Frage auf, ob sie das alles überhaupt verdient hat, denn auch wenn sie eine dunkle Vergangenheit hat, muss sie meiner Meinung nach doch zu viel durchmachen. ihr geschieht so ziemlich alles, was einer jungen Frau zu dieser Zeit widerfahren kann und das wirkt schon etwas unrealistisch.

Durch die kurzen Kapitel bleibt es zusätzlich spannend und es kommt nicht zu irgendwelchen Längen. Außerdem ist der Schreibstil zum einen sehr bildlich, was zum künstlerischen Flair passt, aber gleichzeitig auch sehr gut an den zeitlichen Raum angepasst. Dennoch lässt er sich problemlos lesen und wirkt auch nicht aufgesetzt. Hier und da kommt es dennoch zu Formulierungen oder Dialogen, die zu modern wirken. 

Insgesamt war es ein sehr interessanter historischer Roman, mit tollen Charakteren und dem richtigen Maß an Spannung. Außerdem hat er die damalige Zeit gut rüber gebracht und es ermöglicht neue Einblicke zu gewinnen, besonders die Informationen zur Kunst und der Herstellung von niederländischem Porzellan waren für mich neu und konnten mein Interesse wecken. Es war auch alles gut recherchiert, was man auch an dem Literaturverzeichnis am ende sieht, in welchem einige Monographien zum Thema aufgelistet werden. 


Bewertung: 


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